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Ostern im Allgäu – und was Palmen damit zu tun haben

Im Allgäu ist Ostern ein mit vielen Bräuchen verbundenes, hohes kirchliches Fest. Vielerorts zieren Osterbrunnen die Städte und Dörfer. Allein in Wangen werden 25 Brunnen geschmückt. Legendär ist in Wangen der Ostereiermarkt (21.–22. März 2025), wenn aus vier Nationen zerbrechliche Kunstwerke auf Hunderten von Eiern zu bewundern und auch zu erwerben sind. In den Dörfern zieren ab Palmsonntag sogenannte Palmen die Vorgärten.

Palmbrezeln und Palmboschen

Traditionell werden am Palmsamstag die Palmboschen gebunden. Sie werden am Palmsonntag in der Kirche feierlich gesegnet. Der Palmsonntag ist einer der gelebten religiösen Bräuche im Allgäu und läutet als letzter Sonntag vor Ostern die Karwoche ein. Er erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem, der mit Palmzweigen als Fürst des Friedens und der Gerechtigkeit geehrt wurde. Auch heute noch erinnern Gläubige an diesen Brauch, vielerorts werden sogenannte Palmen oder Palmboschen gebunden: Da es nördlich der Alpen keine Palm- und Olivenzweige gibt, behilft man sich mit anderen immergrünen Zweigen. Sie enthalten sieben verschiedene Pflanzen: Buchs, Thuja, Tanne, Fichte, Weidenkätzchen, Eibe, Wacholder. Im Allgäu finden sich zwei Formen der Palmen: eine gotische, länglich-ovale Form sowie die barocke, eine große runde Form. Diese Art Kronen sind auf einer teils zwei Meter hohen Stange befestigt und zieren den Vorgarten. 

Auch die Palmbrezel wird noch gebacken. Die Palmbrezel bestand im Gegensatz zum normalen Gebäck nicht aus Roggen-, sondern aus dem teureren Weißmehl und anstelle mit Salz ist die Brezel mit Zucker bestreut. In früheren Zeiten verschenkte die Patentante sie an ihre Patenkinder. An Gründonnerstag wird die „Grüne Neune“ serviert. Sie ist eine klassische Fastenspeise und besteht aus neun Kräutern, die überall wachsen: Brennessel, Giersch, Löwenzahn, Spitzwegereich, Sauerampfer, Gundermann, Bärlauch und andere Küchenkräuter.

Allgäuer Freilichtmuseen laden einEier färben, backen, Ritter sein

Osterbräuche zum Mitmachen in den Osterferien bieten das Freilichtmuseum Illerbeuren (bei Memmingen), Bauernhausmuseum Wolfegg (bei Wangen) und das Bergbauernmuseum Diepolz (Immenstadt) an. Auf der Waldburg bei Wangen dürfen sich Kinder als Ritter und Burgfräulein fühlen: das interaktive Museum lockt mit verschiedenen Programmtagen.

Ostermärkte und Osterspiele

Vom Zuckerbäcker bis zur legendären Ostereiersuche, vom Glasbläser bis zu vielen wunderschön verzierten Ostereiern und Weidendekoration: Das Freilichtmuseum Wolfegg lädt am 21. April zum Ostermarkt ein. Ganz anders in Füssen: Am 21., 24. und 25. April findet abends im Kloster St. Mang das Fiassener Osterspiel statt, eine Neuinszenierung des geistlichen Spiels, das um 1450 im Kloster St. Mang in Füssen zum ersten Mal aufgeführt wurde.

Mehr Hintergrund zu österlichem Brauchtum

Die Kruzifix-Ausstellung im Stadtmuseum Kaufbeuren erzählt vom Höhepunkt der Passionsgeschichte: Christus am Kreuz. „An der Kreuzesdarstellung lassen sich ganz unterschiedliche kulturhistorische Themen aufhängen. Über die Jahrhunderte veränderte sich die Darstellung immer wieder, und diese Veränderungen erzählen anschaulich über die Frömmigkeitskultur der jeweiligen Zeit. Doch nicht nur kunsthistorisch wertvolle Stücke sind zu sehen, sondern auch Kreuze oder Objekte aus der Volkskunde, die von der Glaubenspraxis im Alltag erzählen“, weiß die Kunsthistorikerin und Museumsleiterin Petra Weber.

Sonderthema 1525

Die Freilichtmuseen laden ein, die Welt vor 500 Jahren zu verstehen und ein wenig zu erleben. Im März 1525 wurde mit den 12 Artikeln in Memmingen ein Manifest verfasst: Die erste Verschriftlichung der Freiheitsrechte, Auslöser des Bauernkriegs und für eine Änderung des Rechtssystems. Burgentage, Sonderausstellungen, interaktive Programme im ganzen Allgäu erinnern an den Volksaufstand. Das ganze Programm finden Sie unter https://www.allgaeu.de/kultur/veranstaltungen/bauernkrieg